Hallo,
anbei noch ein paar Verzerrungs-Messungen vom Benchmark AHB2, Purifi 1ET400A, L20.5 4-Kanal Amp, L20.5 Brücken-Amp.
Jedes Diagramm zeigt was die einzelnen Verstärker aus dem Signal der MOTU M2 Mess-Schnittstelle machen. Jeder zusätzliche Peak fügen also die Verstärker hinzu.
Verstärker-Messungen jeweils mit 10 Watt und 4 Ohm Last
1 Khz Sinuston Messung
Zwei-Ton 250 Hz und 8 Khz Messung
Zwei-Ton 18 Khz und 19 Khz Messung
Multi-Ton Messung
Benchmark AHB2
Purifi 1ET400A
L20.5 4 Kanal-Amp
L20.5 Brücken-Amp
Vergleich aller Amp.
Ich denke man erkennt recht deutlich das speziell der L20.5 Brücken-Amp eine große Menge "zusätzlicher Töne" dem Ursprungssignal hinzufügt. Diese "zusätzliche Töne" bestehen sowohl aus "Obertönen" ( nach oben ), sowie "Differenztöne" ( nach unten ) im Frequenzspektrum.
Man erkennt das der Benchmark AHB2, sowie der Purifi 1ET400A dem Spektrum fast keine zusätzlichen Töne hinzufügen. Vielmehr bilden sie die Fehler der MOTU M2 Schnittstelle quasi 1:1 ab. Beim L20.5 4-Kanal-Amp und insbesondere beim L20.5 Brücken-Amp saufen die Fehler der MOTU M2 dagegen geradezu in den zusätzlichen Tönen ab.
Als ich die unterschiedliche Verstärker gemessen habe, habe ich die anderen Verstärker jeweils so nebenbei angehört und konnte mir ein schelmisches Lächeln beim L20.5 Brücken-Amp nicht verkneifen. Gerade diese "absolut größte Drecksau" im Töne-verhunzen hat mir mit deutlichen Abstand klanglich am besten gefallen. Dies vor allem bei elektronischer Musik ( zB: Best of Infected Mushroom ), Blechblass-Instrumenten oder schrägen E-Gitarren Riffs machten auch beim so nebenbei-hören unglaublichen Freude, Spaß + Laune.
Ich bin mir aber durchaus bewusst, dass es auch Musik gibt, wo bei einem solch hohem Verzerrungs-Niveau, aller-feinste Töne quasi verdeckt werden. Der "Mehr-Wert" an generierten Tönen und dadurch zusätzlich generierten Rauminformationen scheinen mir aber ungleich größer zu sein. Die räumlichen Abbildungsfähigkeiten des L20.5 Brücken-Amp würde ich als geradezu holografisch bezeichnen. Auch tonal tönt es immer total angenehm, satt und kraftvoll.
Das der L20.5 Brücken-Amp zumindest messtechnisch betrachtet ( nicht klanglich ) kein gutes Bild abgibt hat wohl damit zu tun, dass die korrigierende Gegenkopplung nicht richtig funktioniert, weil der Ground-Bezug der Brückenschaltung fehlt und der Lautsprecher zwischen den Plusklemmen der beiden Brücken-Teil Amps hängt.
Besonders auffällig bei den Verzerrungsmessungen beim L20.5 Brücken-Amp ist dabei der sehr geradlinige Anstieg der harmonischen Verzerrungs-Anteile ( K2-K4-K6 ) zu höheren Frequenzen hin, die sich zudem noch Leistungs-unabhängig zeigen.
Zu Veranschaulichung hänge ich die Mess-Diagramme gerade nochmal unten an.
Ich würde den Klang des L20.5 Brücken-Amps auch deswegen mit dem eines 300B / 845 / 805 / 813 SE-Röhrenverstärker ( habe ja einige davon ) vergleichen, allerdings mit viel mehr Kontrolle und noch viel-viel mehr Kraft. Der L20.5 Brücken-Amp kann jedenfalls so brutalst zuschlagen, dass einen Angst und Bange wird. Mich erschreckt man Sound-technisch normaler Weise nicht so schnell, aber das hier hat schon eine ganz-ganz speziell beeindruckende Qualität. Dieses Verstärker-Bist ist jedenfalls respekteinflößend
Noch was zu SMPS und dem Konventionellen Netzteil. Der gehörmäßig große klangliche Unterschied hätte ich ehrlich gesagt nicht so deutlich erwartet. Klanglich geschmeidiger empfand ich die Version mit dem SMPS, es klang irgendwie schöner und einschmeichelnder, geradezu betörend. Allerdings wurde auch schnell recht deutlich, dass die beiden SMPS offenbar nicht genug Strom in die Brücke schieben konnten. Der Verstärker klang bei sehr hohen Leistungen angestrengt, gequält und verzerrt. Da haben die normalen L20.5 Amps mit den jeweiligen beiden +/- 58 Volt SMPS ( strenger Mono-Aufbau ) sogar mehr Zug an der Kette.
Die zwei Ringkern-Trafos Netzteile kennen dagegen keinerlei "Schwäche-Anfälle". Der Durchzug mit dem konventionellen Netzteilen bläst einen bei Anforderung die Ohren weg und verteilt gnadenlose Bass-Schläge, die man wirklich am ganzen Körper verspürt. Allerdings klingt die RKT-Netzteil Version aber auch irgendwie "härter" und "schroffer", was ich klanglich im Vergleich zur SMPS-Version nicht gerade als vorteilhaft empfinde.
Die Rail-Spannungen brechen zwar bei beiden Versionen bei hohen Leistung deutlich ein, von +/- 44 Volt auf +/- 40 Volt bei den SMPS ( bei den versuchsweise eingebauten +/- 58 Volt SMPS von +/- 57 Volt auf +/- 50 Volt ) und bei den RKT-Netzteilen von +/- 42 Volt auf +/- 38 Volt. Die RKT-Netzteile haben offenbar deutlich mehr Strom-Reserven, weshalb der Spannungsabfall nicht ganz so groß ausfällt. Im Alltags-Hör-Betrieb haben die SMPS aber auch mehr Kraft als genug, weshalb ich nicht ausschließe, dass ich den Amp nochmal umbaue, weil rein klanglich ziehe ich die SMPS-Version vor. Die brutale Kraft der RKT-Netzteile ist eh nicht gesundheitsfördernd für meine Ohren und die SMPS-Version stellt somit quasi eine technisch-klangliche Abhörlautstärke-Beschränkung dar. Gequältes Gezerre hör der Michel nämlich auch nicht gerne.
Wie viel Strom der Brücken-Amp übrigens zieht- oder besser verheizt, wird auch aus dem Leistungsbezug aus dem Netz ersichtlich. Der Benchmark AHB2 zieht bei sehr-sehr lauten Abhörlautstärken ( das lauteste was ich überhaupt höre ) gerade mal 100 Watt aus dem Netz, der normale L20.5 zieht bei gleicher Lautstärke schon 200 Watt und der L20.5 Brücken-Amp über 400 Watt. Die Riesen-Kühlkörper werden beim L20.5 Brücken -Amp dann übrigens auch schon mal bis zu 52 Grad-Celsius warm. Bei der Riesenflächen der Kühlkörper / Gehäuse ist das schon eine deutliche Wärmestrahlung.
Interessant sind übrigens noch die Leerlauf-Leistungsaufnahmen.
Benchmark AHB2 = 20 Watt
Purifi 1ET400A = 22 Watt
L20.5 Amp 1 + 2 = 22 Watt
L20.5 Amp 3 = 19 Watt
L20.5 Brücken / 4-Kanal Amp = 14 Watt ( +/- 45 Volt SMPS )
L20.5 Brücken / 4-Kanal Amp = 19 Watt ( +/- 58 Volt SMPS )
L20.5 Brücken / 4-Kanal Amp = 29 Watt ( Konventionelle Netzteile )
Beim L20.5 Brücken / 4-Kanal-Amp hätte ich eher mit mehr Leerlauf-Leistungsaufnahme gerechnet und nicht mit weniger. Evtl. sind die geringen Ruheströme auch die Ursache für die höheren Verzerrungswerte gegenüber dem L20.5 Amp1
Gruß
Michael