Ich war die Tage anderwärtig aktiv; aber nun, spät aber doch, noch ein paar Klarheiten zu diesem Thema:
Koaxfan schrieb:Wenn ich im Betrieb einfach runterdrehe, klar klingt das dann kacke - soll es auch, denn es soll nur die Notbremse sein kurz bevor die Membran durch den Raum fliegt.
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Klar werde ich für die Party die großen Subs dranhängen und dann auch gleich die Weiche umstellen. Wenn Jungs in die Pubertät kommen und Party machen ist ne weitere Bremse trotzdem ein gutes Gefühl.
Das letzte was du für diesen Zweck benötigst sind elektronische Limiter. Sehn wir uns ein paar Möglichkeiten an:
Methode 1 -
Gehör: in 25 Jahren regelmässigem privaten hören am Limit der jeweiligen Lautsprecher, als auch seit einem Jahrzehnt parallel dazu Public Address (über eine dreistellige Anzahl an privaten & öffentlichen Veranstaltungen), ist es mir in beiden Szenarien bei jeweils vielen verschiedenen Lautsprechern / Systemen noch nie gelungen, auch nur ein Chassis zu beschädigen.
Wie geht das?
Am Limit ist eben nicht
im Limit. Dass es bei ersterem bleibt, und nicht in zweiteres geht, lässt sich durch die simple Faustregel "wenn es beginnt sich verzerrt anzuhören, nicht lauter aufdrehen" sicherstellen.
(Edit: Nachtrag - ich realisiere ich sollte hierzu Anhaltspunkte liefern, dass sich die Allgemeinheit was drunter vorstellen kann. In Zahlen / Messwerten ausgedrückt ist, was ich, und wohl auch die meisten anderen mit funktionierenden Ohren als "am Limit" eines Lautsprechers beschreiben würden, im Bassbereich im niedrigen zweistelligen, im Mittelhochton im niedrigen einstelligen Prozentbereich THD.)
Ich hab mich offen gesagt lange gefragt wie man überhaupt einen Lautsprecher ruinieren kann. Über die Jahre hab ich dann Kandidaten kennengelernt, die das geschafft haben. Und ich habe gelernt, wie diese Musik hören. Das war absolut vollkommen schmerzbefreit, Pegelregler nach rechts, hinter mir die Sintflut - vollkommen ohne Rücksicht darauf, wie angestrengt die Tontechnik dabei klingt (und so nebenbei auch, was für ein Terror das für das Ohr ist).
Für den privaten Betrieb kann man's also, wenn man ein halbwegs funktionierendes Ohr hat, rein per diesem 100% betriebssicher halten. Ich halte mich üblicherweise mit Pauschalaussagen zurück, aber in dem Punkt ist mein Erfahrungsschatz groß & eindeutig genug dass ich eine solche tätige.
Da du aber erwähnst dass das Material auch in fremde Hände geht, und man da natürlich nicht weiss an welches Klientel man gerät, lassen wir diese Methode mal aussen vor.
Methode 2 - die richtige
Dimensionierung: die Erfahrung sagt, dass selbst pegel- und basssüchtige DJs / Artists, die normalerweise eine Gefahr für jede Tontechnik darstellen, auf einmal den Griff zum Pegelregler am Mixer unterlassen, wenn du ihnen eine Basssektion hinstellst die an der Mitte des Floors entspannt 135 dB kann
Methode 3 -
per Gainstruktur limitieren: wohl die praktikabelste Methode für dich. Stelle den Anwendern eine Signalquelle bereit, die bei Vollaussteuerung, auch bei laut aufgenommenen Musikstücken, nicht clippt. Pegel die Signalkette darauf als Maximum ein. Verhindere den Zugriff auf alle Pegelregler nach der Signalquelle. Fertig.
D.h. in der Praxis, stell den Jungs zB einen kleinen USB / Bluetooth Mixer o.ä. zur Verfügung, bei dem du sichergestellt hast dass sein Output bei Vollaussteuerung nicht clippt. Danach ins DSP, welches passwortgeschützt sein wird. In diesem pegelst du so ein, dass bei Mixer und Amp auf Vollaussteuerung das Limit der Lautsprecher erreicht ist.
Wenn man aus irgendeinem Grund nicht will dass die Amps voll aufgedreht sind gibt's für diese verschliessbare Frontgitter. Wir verwenden diese bei unserer vollaktiven PA an den Mittelhochton-Amps, da diese voll aufgedreht deutlich rauschen. Konkret verwenden wir dieses Produkt:
Millenium Protection Panel Key 3U – Thomann Österreich
Ein paar allgemeine Worte zu Limitern:
- diese müssen entweder für jeden Weg (realisierbar nur in vollaktiven System), oder Frequenzbereich (via den bereits angesprochenen Multiband-Limitern/Kompressoren) einzeln gesetzt werden. Ein Tieftöner hat eine andere Belastbarkeit als ein Mitteltöner, ein Mitteltöner eine andere als ein Hochtöner.
- um einen Rundum-Schutz der Lautsprecher bei hohen erreichbaren Maximalpegeln zu gewährleisten, muss eine komplexe Kombination von Peak-, RMS- und Thermolimitern gesetzt werden. Linea Research geht einen Schritt weiter und bietet zB auch auslenkungsspezifische Limiter.
- ein reiner Peak Limiter, was das einzige ist das viele Consumer-DSPs an Bord haben, muss entweder so niedrig angesetzt werden, um wirklich Schutz zu bieten, dass der Max. SPL der Anlage sehr eingeschränkt ist, oder bietet rein die Illusion von Schutz
- in der Praxis sind Limiter in den allermeisten Fällen entweder eine reine Illusion eines Schutzes, oder klanglich und/oder punkto Max. SPL sehr einschränkend
Ich schliesse mit einem Zitat zum Thema des Users ohne_titel aus der PA-Sektion des HiFi-Forums, welches die Schwierigkeiten selbst auf höchsttechnischen Niveau beschreibt - hey, wenn's die Premiumhersteller nicht schaffen, wie glaubt der Privatanwender / Anfänger dann dass er sich effektive Limitersettings erarbeiten kann?
Zitat:Selbst die Premiumhersteller scheitern daran, vernünftigen Output auf Marktniveau mit der Betriebssicherheit unter einen Hut zu bekommen. Man sieht das unter anderem daran, dass ich in den letzten Jahren eine hohe dreistellige Zahl an Ersatztreibern und Reconings eines dieser Hersteller verbaut habe, ohne jemals dafür zu bezahlen. Und das gilt für ein komplett geschlossenes zugenageltes System aus Systemamps und Boxen. Und für Presets, in die die Erfahrungen aus vermutlich einigen tausend verkohlten Schwingspulen eingeflossen sind.