Hallo Karsten, hallo Jochen,.. und die anderen
Ich kenne den Artikel der Elektor aus der Erinnerung. Der Herr Timmermanns hat diesen Aufbau irgendwann auch mal in kopierter Art und Weise in seiner Zeitschrift aufgenommen.
Es ergibt sich immer wieder der gleiche Zusammenhang, der in zwei Punkten zusammenfassbar ist:
1. Eine dünne Platte (biegeweich) muss auch schwer sein (Bitumenbeschichtung oder vergleichbar - elastoviskos, also ohne nennenswerte Steifigkeit), damit diese tiefrequent resoniert.
Biegeweich mit hoher Masse - niedrige Reso
2. Eine dicke Platte ist zwar schwerer als eine dünne, aber diese Eigenschaft "verschwindet" im Verhältniss der Biegesteifigkeit: Die dicke Platte ist demnach vor Allem erstmal biegesteif. Die Steifigkeit nimmt mit steigender Dicke im Verhältnis stärker zu als die Masse. Mit steigender Dicke nimmt die Masse proportional zu, die Steifigkeit um den Faktor ^3.
Diese Biegesteifigkeit muss mit geringer Masse verheirtatet werden, damit sie hochfrequent resoniert.
Hohe Biegesteifigkeit mit geringer Masse - hohe Reso
Wenn man sich irgendwo dazwischen bewegt und die Maßnahmen miteinander vertauscht, bewegt man sich in einem Bereich, wo die Maßnahmen sich gegenseitig aufheben und sinnlos werden.
Dazu kommt die dämpfende Eigenschaft der Beklebung zusammen mit der steifen oder weichen Wand. Die jeweiligen Resonanzen werden mehr oder weniger effektiv gedämpft. Eine dicke (steife) Wand benötigt entsprechend dicke Dämmschicht, damit der Querschnittsschwerpunkt in die Weichschicht wandert. Erst dann kann die Weichschicht auch über Scherung "arbeiten".
Doof, dass durch die wachsende Masse auch die Reso gegensinnig hin- und hergeschoben wird.
Beispiel: Eine steife Gehäusewand mit schwerem, elastoviskosen Bitumen zu bekleben ist kontraproduktiv. Die eine Maßnahme schiebt die Reso nach oben, die andere Maßnahme schiebt die Reso wieder nach unten. Toll.
Die dümmste aller Kombinationen: Zuerst dicke (steife Wände), die dann auch noch durch Ringversteifungen/Auskreuzungen etc. weiter zu versteifen (bis hierhin gut) und dann dickes Bitumen aufbringen... ist maximal kontraproduktiv.
Und das zeigen auch die Artikel aus den beiden Zeitschriften.
Jetzt kommt der Haken: Man muss wissen, welche Eigenschaft das Gehäuse haben soll. Das hängt zu allererst vom Treiber ab: Ein Tiefmitteltöner ist ungünstig, da weder das eine- noch das andere Gehäuse optimal ist, weil die Resonanzen sich wohl immer im Übertragungsbereich des Tiefmitteltöners (oder Breitbänder) befinden werden.
Die BBC und da der Herr Harwood hat da eine Entscheidung getroffen: Die Gehäuseresonazen seiner Monitore sollen im Bereich unterhalb 500 Hz liegen.
Die Begründung: Dadurch liegen die Resonanzen in einem für das Gehör weniger empfindlichen Bereich. Ungünstig wäre darüber im Mittelton oder noch weiter oben.
Dies ist ein begründeter Kompromiss, da die BBC-Monitore vor allem erstmal einen neutralen Sprachbereich haben sollen und der Bass dem untergeordnet wird.
Ein reines Tieftongehäuse wird man so nicht bauen. Hier kann man maximal steif (relativ dick und mit Auskreuzungen, Ringversteifungen etc.) und dabei möglichst leicht bleiben wollen, damit die Resonanzen nach oben aus dem Übertragungsbereich geschoben werden.
Man kann also nicht einfach sagen, was der optimale Weg ist, ohne die Randbedingungen zu kennen.