Da das Thema aufkam und es mich auch ein wenig interessiert, habe ich in ABEC mal einen Trichter hinter einen Hochtöner simuliert.
Der Messpunkt ist 1 cm hinter der Membran. Simuliert wurde nur das innere. Das Gehäuse ist unbedämpft. Die Dämpfung der Wände habe ich variiert.
Trichter (30 cm Länge)
Wanddämpfung 0 %:
Wanddämpfung 5 %:
Zylinder (30 cm Länge)
Wanddämpfung 0 %:
Wanddämpfung 5 %:
Man kann schön die Reflexion an der Rückwand erkennen, die bei dem Trichter mit 5 % Wanddämpfung kaum ausgeprägt ist. Verringert man allerdings die Wanddämpfung, dann zeigt auch der Trichter zunehmend Kammfiltereffekte. Einen Treiber einfach ohne jegliche Bedämpfung an einen Trichter zu schrauben, ist also keine gute Idee.
PS: man sieht am fallenden Amplitudengang auch schön den Druckkammereffekt.
Aber sollte nicht der positive Haupteffekt des Trichters die höhere Effizienz des Dämmaterials sein (weil höhere Schnelle besser gedämpft werden kann)?
EMP schrieb:Aber sollte nicht der positive Haupteffekt des Trichters die höhere Effizienz des Dämmaterials sein (weil höhere Schnelle besser gedämpft werden kann)?
Es sieht so aus. Aber ab einem gewissen Punkt, ist eine Optimierung nicht mehr für die Praxis relevant und der Aufwand steht in keinem Verhältnis mehr zu dem Nutzen. Wenn also ein quader- oder zylinderförmiges Gehäuse mit herkömmlichen Dämpfungsmaterial gut funktioniert, gibt es keinen Grund daran weiter zu optimieren. Das ist dann irgendwann nur noch Zeit- und Ressourcenverschwendung.
Also rentiert sich der Aufwand eines Trichters eigentlich nicht, weil mit normalen Dämmmaterial in einem eckigen Gehäuse das gleiche Ergebnis geliefert wird?
... im Endergebnis schon. Allerdings, so interpretiere ich das, muss für das gleiche Endergebnis beim Trichter weniger Material oder weniger effektives Material aufgewendet werden, während beim "normalen" Gehäuse eben weniger Bauaufwand betrieben werden muss.
Für den durchschnittlichen Selberbauer bedeutet das im Zweifelsfall "mach es mit dem Trichter, wenn du's schön findest, es geht aber auch ohne".
Ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass die Simulation ohne Dämpfungsmaterial im inneren stattgefunden hat. In der Praxis wird man aber immer bedämpfen. Das ist eine so einfache und effektive bauliche Maßnahme, dass der zusätzliche Aufwand durch den Trichter in keinem Verhältnis steht.
EMP schrieb:Also rentiert sich der Aufwand eines Trichters eigentlich nicht, weil mit normalen Dämmmaterial in einem eckigen Gehäuse das gleiche Ergebnis geliefert wird?
Moin Nils!
Mal wieder productive Fakten beigetragen, merci
Lass mich nur anmerken, der Test zeigt nur die Reflektion im Inneren, nicht die Gehäuse Eigenschwingung, und schon garnicht die Schallwandreflektionen.
Natürlich muss man hier gewichten.
1. Schallwand
2. Innere Reflektion
3. zuletzt Schwingung
Wobei 1. ja beim Subwoofer wegfällt.
Und der Test zeigt, es bringt sehr wohl viel. Aber lohnt es sich. Andere Frage. Jedenfalls wirkts.
Ich denke es ist eine Frage ob ich mit kleinem Aufwand ein gutes oder mit riesem Aufwand ein sehr gutes Ergebnis möchte.
Kiste, wolle rein, Schwallwandecke abrunden, Filz draufkleben, fertig. Wird schon geil.
Lässt der Hochtöner es zu (breites abstrahlen) kann man auch den LS 10° einwinkeln, sind auch alle Schallwandreflektionen weg.
Ist nämlich auch so ein detail, dass die Schallwand nur auf Achse verfärbt (Bafflestep ausgenommen).
Zwingt einen aber niemand auf Achse zu hören...
Oder halt Kugel plus Trichter. Hat man dank Kugel evtl 3dB weniger Welligkeit im Fgang. Kann man leicht raushören, nicht viel. Gehäuse Resonanz innen und Schallwandschwingung evtl 0.5 dB Verbesserung. Das wird dann schon schwer rauszuhören. Wenn auch allemale mehr als jeder Kabelvoodoo
Einzig das garnicht bedämpfen wie anderswo erwähnt halte ich für wirklich fatal.
Was Exponentiell angeht, das kam bei BW später. Anfänglich nur Rohr wie oben. Allerdings waren diese am Ende auch noch ganz klein geöffnet. Nur als zusätzliches Detail.
Keine Ahnung ob du Bock hast die Differenz auch noch zu simulieren
Und schon wieder Senf von mir... beim Sinnieren kam mir eins:
Ich würde die Relevanz eher in Frage stellen weil man sich hier in einem Detail verliert welches andere Verbesserungen evtl ausschließt (?)
Isoliert im Thema Trichter / Gehäuse: Ja es ist das Beste.
Mich stört eher dass es nur mit konventiellen dynamischen Chassis im geschlossenen Gehäuse funktioniert. Möchte man dies ohnehin, prima. Dann empfinde ich o.g. Simu eher als Bestätigung.
PS: Da für mich Klirr, Dynamik, Raum, Abstrahlverhalten zB relevanter ist arbeite ich mit Hörnern, Dipolen und Elektrostaten ua. Da geht ohnehin nix mit Trichterchen. Nur deswegen für mich irrelevant. Aber OT...
josh_cpct schrieb:Lass mich nur anmerken, der Test zeigt nur die Reflektion im Inneren, nicht die Gehäuse Eigenschwingung, und schon garnicht die Schallwandreflektionen.
Das ist klar. Gehäuseschwingungen kann ABEC nicht simulieren. Dafür bräuchte man ein anderes Programm.
Zur Schallwand: die äußere Geometrie hat ja erstmal nichts mit der inneren zu tun. Man kann ja z.B. eine Kugel in einem Würfel verstecken. Vielleicht sollte man das generell entkoppelt betrachten.
Zitat: Einzig das garnicht bedämpfen wie anderswo erwähnt halte ich für wirklich fatal.
Ja, das steht außer Frage. Ich habe hier noch die Messung von meine HKL-01 ohne Bedämpfung. Das will man nicht wirklich...
Zitat:Keine Ahnung ob du Bock hast die Differenz auch noch zu simulieren
Dafür fehlt mir die Zeit. So eine Kontur ist deutlich aufwändiger als der schnell zusammengeschusterte Kegel. Zeit, die mir Momentan fehlt. Ich erwarte da aber auch keine Wunder mehr.
josh_cpct schrieb:Wenn du vor statt hinter der Membran misst,kannst du dort die schalldurchlässigkeit der Membrane definieren?
Soweit ich weiß, unterstützt ABEC keine Transmission. Man kann das Schallfeld an beliebigen Geometrien innen und außen simulieren. Reflexion, Beugung und beliebige Anregungen sind möglich. Das heißt, es eignet sich perfekt, um das Abstrahlverhalten eines Lautsprechers zu optimieren oder fiktive Situationen im Raum nachzuprüfen. Aber es hat eben auch seine Grenzen.
josh_cpct schrieb:PS: Da für mich Klirr, Dynamik, Raum, Abstrahlverhalten zB relevanter ist arbeite ich mit Hörnern, Dipolen und Elektrostaten ua. Da geht ohnehin nix mit Trichterchen. Nur deswegen für mich irrelevant. Aber OT...
Man sieht ja im Abklingspektrum sehr schnell, ob Resonanzen im Gehäuse ausreichend bedämpft sind. Danach ist das Thema eigentlich abgehakt. Ich sehe es ganz genauso: es gibt deutlich größere Baustellen an einem Lautsprecher.
FoLLgoTT schrieb:Soweit ich weiß, unterstützt ABEC keine Transmission. Man kann das Schallfeld an beliebigen Geometrien innen und außen simulieren. Reflexion, Beugung und beliebige Anregungen sind möglich. Das heißt, es eignet sich perfekt, um das Abstrahlverhalten eines Lautsprechers zu optimieren oder fiktive Situationen im Raum nachzuprüfen. Aber es hat eben auch seine Grenzen.
Doch, tut es. Die Transmission durch die Membran ist nichts anderes als ein mitbewegen der Membran durch die auftreffenden Schallwellen. Die Luft kann ja mysteriöserweise durch die Membran durch. Man muss nur Vor- und Rückseite koppeln, und das geht über das Lem Script
JFA schrieb:Doch, tut es. Die Transmission durch die Membran ist nichts anderes als ein mitbewegen der Membran durch die auftreffenden Schallwellen. Die Luft kann ja mysteriöserweise durch die Membran durch. Man muss nur Vor- und Rückseite koppeln, und das geht über das Lem Script
Vielleicht ist nicht ganz klar was ich meine: dieser interne Schall wirkt auf die Membran zurück, und zwar als Strahlungswiderstand. Es braucht also nur die übliche Kopplung von vorne nach hinten: definiere einen Treiber, zwei RadImp vorne hinten und fertig. Dann nur noch eine Spannungsquelle und gut
Das erklärt die schlechten Ergebnisse vieler Faltkisten.
Falten nicht gut. Man hofft zwar immer dass sich das da schön langpresst wie ein Auto auf ner Einbahnstraße, aber in Wirklichkeit hat man nur mehrere Resonanzkammern in Reihe.
Wie Bose Acoustimass. Igitt
JFA schrieb:Vielleicht ist nicht ganz klar was ich meine: dieser interne Schall wirkt auf die Membran zurück, und zwar als Strahlungswiderstand. Es braucht also nur die übliche Kopplung von vorne nach hinten: definiere einen Treiber, zwei RadImp vorne hinten und fertig. Dann nur noch eine Spannungsquelle und gut
Danke, das war mir schon klar, als ich mir die ABEC-Beispiele angeschaut habe. :prost:
Bisher war das bei meinen Simulationen nicht notwendig, daher habe ich es noch nicht benutzt.