Hallo zusammen,
mit dem folgenden Posting versuche ich der Kritik im Thread zu unserem Contestbeitrag zu entsprechen, und dem interessierten DIYer eine grundlegende Übersicht über das Konzept und die Ausführung von Zoé zu verschaffen.
Das Aktivkonzept schnell und schmutzig skizziert (hab kein Händchen für sowas):
![[Bild: picture.php?albumid=211&pictureid=2980]](http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=211&pictureid=2980)
Der Faltrechner...
...bildet den Kern der Ansteuerung, er ist das Äquivalent zur (gängigen) DCX in einem konventionellen Aktivkonzept. Hier wird das Signal (kann aus dem Faltrechner selbst stammen, also Abspielen von Festplatte oder Server, oder alternativ aus einer analogen oder digitalen, am Faltrechner anzuschließenden externen Quelle (CD-Player)) auf die Zweige aufgeteilt und gefiltert, „gefaltet“.
Rot eingezeichnet sind die Gerätschaften, die nur zum Einmessen benötigt werden.
Wir benötigen für unser aktives Süppchen also Folgendes:
1. Den Faltrechner ([B]ab 350€)[/B]
1.1. Das Betriebssystem ist Linux, um die Freeware BruteFIR, das entscheidende Programm bei der Filterung, verwenden zu können. Bei der Distribution gibt es reichlich Auswahl. Ich werde mit Ubuntu starten, damit sind wir auch in Köln aufgelaufen. Es gibt aber schmalere Systeme, die mit der Rechenleistung besser haushalten. Das war schon alles was wir an Software benötigen – kostenlos.
1.2. Bei der Hardware ist Linux genügsam. Ein Athlon 900 läuft bei der Filterung von 6 Kanälen und analoger Quelle bei 70% Auslastung, das Abspielen verschlüsselter Dateien von Festplatte macht er dann nicht mehr mit. Meines Erachtens konsequent beim Stand der Dinge ist die Verwendung eines Atom-Boards – Onboardgrafik, passive Kühlung, und der nötige PCI-Steckplatz (Soundkarte). Das Ganze ist für 65 Euro oder günstiger zu erstehen. Das Nötige Drumherum kann vom Schwaben für weit unter 100 Euro zusammengestellt werden. Lärmbefreite Auslegung (lüfterloses Netzteil, SSD) verschlingt natürlich Geld.
1.3. Die Soundkarte: das Herz des Falters. Prinzipiell taugliche ist jede Soundkarte mit ausreichend vielen Ausgängen. Bedingung ist einzig, sie unter Linux ans Laufen zu bekommen.
Meine Wahl fiel auf eine M-Audio Delta 1010LT (etwa 190€), welche unter Linux angeblich problemlos erkannt wird.. Man kann noch deutlich günstiger wegkommen, nach oben gibt es mit Studiosoundkarten und externen Wandlern keine Grenzen.
2. Den Messrechner
2.1. Das Betriebssystem ist Windows (setzte ich als vorhanden voraus. XP gibts günstig bei Ebay), die wesentliche Software ist Acourate (340€).
2.2. An die Hardware gibt es auch hier keine großartigen Anforderungen (auf zu antiken Systemen läuft Acourate nicht, z.B. streikt es bei einem alten Celeron), es kann ohne Weiteres ein gewöhnlicher Bürorechner oder Laptop Verwendung finden (~100€ gebraucht).
Die Filtererstellung ist allerdings ausgesprochen rechenintensiv, das macht die Arbeit mit einem schwachbrüstigen PC langwierig. Die Erstellung von Filtern hoher Auflösung nimmt auf einem etwas in die Jahre gekommenen Dualcore schonmal 7 Minuten in Anspruch.
2.3. Die Soundkarte zur Messung muss nur ASIO-Fähigkeit mitbringen, um mit Acourate zu kommunizieren. Brauchbar ist eine M-Audio Delta 24/96 (etwa 100€), ich verwende eine Audiotrak Prodigy 7.1 Hifi. Auch hier kann man knausern, viele werden schon eine Messsoundkarte besitzen.
3. Endstufen
1. Hierzu ist nicht viel zu sagen. China-Chipamps für 10€, Edelverstärker, oder hochpraktisch: ein AVR. Wichtig sind nur zwei Verstärkerkanäle pro Stereozweig, und dass die Endstufe von der Soundkarte ausgesteuert werden kann.
Ich setze hier auf Gainclones, welche simpel aufzubauen sind und für etwas über 10€ pro Kanal gebaut werden können, und auch jederzeit erweiterbar sind.
4. Messmikro (kalibriert ab 25€)
4.1. Hier wird’s difizil: Das Ergebnis der Raumentzerrung ist direkt von der Qualität der Messung abhängig, jeder Fehler des Mikros findet sich 1:1 im akustischen Ergebnis wieder. Kalibrierung ist Pflicht, Mess-KnowHow unverzichtbar. Ja, das haben wir in Köln gemerkt ;-)
Ich verwende ein Behringer ECM 8000 und Monacor MPA 102, welche zusammen kalibriert wurden (etwa 170€
.
Die angegebenen Preise sind natürlich nur als Anhaltspunkte zu verstehen. Jeder Selbstbauer wird das Eine oder das Andere davon zuhause haben, und die ein oder andere alternative Lösung finden.
Was tun wir jetzt damit?
Der im Folgenden beschriebene Arbeitsablauf der Frequenzgangkorrektur stellt nur eine (umrissene) Variante dar, deren Einfachheit (nur zwei wesentliche Schritte) dem Zeitdruck bei der Vorbereitung und der Umsetzung beim Contest geschuldet ist. Auch vom Acourate-Entwickler wird betont, dass es DEN Königsweg nicht gibt. Hier werden die Möglichkeiten von Acourate bei Weitem nicht ausgeschöpft, weiter sind wir aber noch nicht.
1. Filtererstellung mit Acourate
1.1. Vorerst werden nur Crossover erstellt, also Filter welche nur die Trennung der Einzelzweige bei gewählten Trennfrequenzen bewerkstelligen.
Ein Beispiel: 110hz/1500hz Neville-Thiele, 4. Ordnung
Der Tieftöner erhält einen Tiefpass bei 110hz, der Mitteltöner einen Bandpass von 110 bis 1500hz, der Hochtöner wird ab 1500hz von tieferen Frequenzen geschützt.
1.2. Diese Filter werden nun in die BruteFIR-Config eingepflegt (Faltrechner). Jetzt erhält jedes Chassis nur noch die für es bestimmten Frequenzanteile.
1.3. Jetzt folgt eine Messung in hoher Auflösung mit Acourate (ja, Acourate ist ein Messprogramm). Das Anregungssignal ist ein gleitender Sinus, in Köln haben wir mit 30s pro Box gemessen. Der gemessene Frequenzverlauf wird frequenzabhängig gefenstert (periodenskaliert, setze ich also das Fenster auf 10 Perioden fest, ist das Fenster bei 1Khz 10ms groß, bei 100hz 1s).
Das schaut dann Beispielsweise so aus:
![[Bild: picture.php?albumid=211&pictureid=2978]](http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=211&pictureid=2978)
1.4. Nun wird die Zielfunktion erstellt, also der Frequenzgang „gezeichnet“, den die Box nach der Filterung haben soll. Dabei sind viele Faktoren zu berücksichtigen, die ich im Moment nicht einmal umreißen kann.
![[Bild: picture.php?albumid=211&pictureid=2979]](http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=211&pictureid=2979)
1.5. Aus der Differenz zwischen Zielfunktion und geglätteter Messkurve wird nun ein Korrekturfilter erstellt. Haben wir also bei 500hz in der Messung einen Einbruch um 5db, erhält die Korrekturdatei an dieser Stelle eine Überhöhung um 5db.
Die Auflösung und „Toleranz“ dieser Korrektur ist beeinflussbar, schon durch die Fensterung und Glättung der Messung.
1.6. Diese Korrekturdateien werden nun in BruteFIR anstelle der Crossover geladen, der Lautsprecher ist korrigiert.
![[Bild: picture.php?albumid=211&pictureid=2976]](http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=211&pictureid=2976)
Ich hoffe, das geht in die richtige Richtung. Ich werd mein Bestes geben, die sich ergebenden Fragen zu beantworten.
Viele Grüße,
Julian
mit dem folgenden Posting versuche ich der Kritik im Thread zu unserem Contestbeitrag zu entsprechen, und dem interessierten DIYer eine grundlegende Übersicht über das Konzept und die Ausführung von Zoé zu verschaffen.
Das Aktivkonzept schnell und schmutzig skizziert (hab kein Händchen für sowas):
Der Faltrechner...
...bildet den Kern der Ansteuerung, er ist das Äquivalent zur (gängigen) DCX in einem konventionellen Aktivkonzept. Hier wird das Signal (kann aus dem Faltrechner selbst stammen, also Abspielen von Festplatte oder Server, oder alternativ aus einer analogen oder digitalen, am Faltrechner anzuschließenden externen Quelle (CD-Player)) auf die Zweige aufgeteilt und gefiltert, „gefaltet“.
Rot eingezeichnet sind die Gerätschaften, die nur zum Einmessen benötigt werden.
Wir benötigen für unser aktives Süppchen also Folgendes:
1. Den Faltrechner ([B]ab 350€)[/B]
1.1. Das Betriebssystem ist Linux, um die Freeware BruteFIR, das entscheidende Programm bei der Filterung, verwenden zu können. Bei der Distribution gibt es reichlich Auswahl. Ich werde mit Ubuntu starten, damit sind wir auch in Köln aufgelaufen. Es gibt aber schmalere Systeme, die mit der Rechenleistung besser haushalten. Das war schon alles was wir an Software benötigen – kostenlos.
1.2. Bei der Hardware ist Linux genügsam. Ein Athlon 900 läuft bei der Filterung von 6 Kanälen und analoger Quelle bei 70% Auslastung, das Abspielen verschlüsselter Dateien von Festplatte macht er dann nicht mehr mit. Meines Erachtens konsequent beim Stand der Dinge ist die Verwendung eines Atom-Boards – Onboardgrafik, passive Kühlung, und der nötige PCI-Steckplatz (Soundkarte). Das Ganze ist für 65 Euro oder günstiger zu erstehen. Das Nötige Drumherum kann vom Schwaben für weit unter 100 Euro zusammengestellt werden. Lärmbefreite Auslegung (lüfterloses Netzteil, SSD) verschlingt natürlich Geld.
1.3. Die Soundkarte: das Herz des Falters. Prinzipiell taugliche ist jede Soundkarte mit ausreichend vielen Ausgängen. Bedingung ist einzig, sie unter Linux ans Laufen zu bekommen.
Meine Wahl fiel auf eine M-Audio Delta 1010LT (etwa 190€), welche unter Linux angeblich problemlos erkannt wird.. Man kann noch deutlich günstiger wegkommen, nach oben gibt es mit Studiosoundkarten und externen Wandlern keine Grenzen.
2. Den Messrechner
2.1. Das Betriebssystem ist Windows (setzte ich als vorhanden voraus. XP gibts günstig bei Ebay), die wesentliche Software ist Acourate (340€).
2.2. An die Hardware gibt es auch hier keine großartigen Anforderungen (auf zu antiken Systemen läuft Acourate nicht, z.B. streikt es bei einem alten Celeron), es kann ohne Weiteres ein gewöhnlicher Bürorechner oder Laptop Verwendung finden (~100€ gebraucht).
Die Filtererstellung ist allerdings ausgesprochen rechenintensiv, das macht die Arbeit mit einem schwachbrüstigen PC langwierig. Die Erstellung von Filtern hoher Auflösung nimmt auf einem etwas in die Jahre gekommenen Dualcore schonmal 7 Minuten in Anspruch.
2.3. Die Soundkarte zur Messung muss nur ASIO-Fähigkeit mitbringen, um mit Acourate zu kommunizieren. Brauchbar ist eine M-Audio Delta 24/96 (etwa 100€), ich verwende eine Audiotrak Prodigy 7.1 Hifi. Auch hier kann man knausern, viele werden schon eine Messsoundkarte besitzen.
3. Endstufen
1. Hierzu ist nicht viel zu sagen. China-Chipamps für 10€, Edelverstärker, oder hochpraktisch: ein AVR. Wichtig sind nur zwei Verstärkerkanäle pro Stereozweig, und dass die Endstufe von der Soundkarte ausgesteuert werden kann.
Ich setze hier auf Gainclones, welche simpel aufzubauen sind und für etwas über 10€ pro Kanal gebaut werden können, und auch jederzeit erweiterbar sind.
4. Messmikro (kalibriert ab 25€)
4.1. Hier wird’s difizil: Das Ergebnis der Raumentzerrung ist direkt von der Qualität der Messung abhängig, jeder Fehler des Mikros findet sich 1:1 im akustischen Ergebnis wieder. Kalibrierung ist Pflicht, Mess-KnowHow unverzichtbar. Ja, das haben wir in Köln gemerkt ;-)
Ich verwende ein Behringer ECM 8000 und Monacor MPA 102, welche zusammen kalibriert wurden (etwa 170€
.Die angegebenen Preise sind natürlich nur als Anhaltspunkte zu verstehen. Jeder Selbstbauer wird das Eine oder das Andere davon zuhause haben, und die ein oder andere alternative Lösung finden.
Was tun wir jetzt damit?
Der im Folgenden beschriebene Arbeitsablauf der Frequenzgangkorrektur stellt nur eine (umrissene) Variante dar, deren Einfachheit (nur zwei wesentliche Schritte) dem Zeitdruck bei der Vorbereitung und der Umsetzung beim Contest geschuldet ist. Auch vom Acourate-Entwickler wird betont, dass es DEN Königsweg nicht gibt. Hier werden die Möglichkeiten von Acourate bei Weitem nicht ausgeschöpft, weiter sind wir aber noch nicht.
1. Filtererstellung mit Acourate
1.1. Vorerst werden nur Crossover erstellt, also Filter welche nur die Trennung der Einzelzweige bei gewählten Trennfrequenzen bewerkstelligen.
Ein Beispiel: 110hz/1500hz Neville-Thiele, 4. Ordnung
Der Tieftöner erhält einen Tiefpass bei 110hz, der Mitteltöner einen Bandpass von 110 bis 1500hz, der Hochtöner wird ab 1500hz von tieferen Frequenzen geschützt.
1.2. Diese Filter werden nun in die BruteFIR-Config eingepflegt (Faltrechner). Jetzt erhält jedes Chassis nur noch die für es bestimmten Frequenzanteile.
1.3. Jetzt folgt eine Messung in hoher Auflösung mit Acourate (ja, Acourate ist ein Messprogramm). Das Anregungssignal ist ein gleitender Sinus, in Köln haben wir mit 30s pro Box gemessen. Der gemessene Frequenzverlauf wird frequenzabhängig gefenstert (periodenskaliert, setze ich also das Fenster auf 10 Perioden fest, ist das Fenster bei 1Khz 10ms groß, bei 100hz 1s).
Das schaut dann Beispielsweise so aus:
1.4. Nun wird die Zielfunktion erstellt, also der Frequenzgang „gezeichnet“, den die Box nach der Filterung haben soll. Dabei sind viele Faktoren zu berücksichtigen, die ich im Moment nicht einmal umreißen kann.
1.5. Aus der Differenz zwischen Zielfunktion und geglätteter Messkurve wird nun ein Korrekturfilter erstellt. Haben wir also bei 500hz in der Messung einen Einbruch um 5db, erhält die Korrekturdatei an dieser Stelle eine Überhöhung um 5db.
Die Auflösung und „Toleranz“ dieser Korrektur ist beeinflussbar, schon durch die Fensterung und Glättung der Messung.
1.6. Diese Korrekturdateien werden nun in BruteFIR anstelle der Crossover geladen, der Lautsprecher ist korrigiert.
Ich hoffe, das geht in die richtige Richtung. Ich werd mein Bestes geben, die sich ergebenden Fragen zu beantworten.
Viele Grüße,
Julian


