22.09.2011, 18:32
Hallo an alle,
...hier jetzt auch ein Fred zur Mammut.
Zunerst ein paar Zeilen zur Evolution:
Wie kommt man dazu, ein derart skurriles, aufwendiges und teures Ding zu bauen?
Lowther-Fan bin ich, seit ich vor ca. 25 Jahren zum ersten mal einen gehört habe. Die bekannten Nachteile (sweetspot, überpräsentes Klangbild) habe ich für die Wahnsinnsdynamik immer gerne in Kauf genommen.
Nach einem Eckhorn nach Stark mit einem Lowther C45 ("kleiner Schreihals") als Mitteltöner hatte ich einen PM6C im kleinsten Bicor-Gehäuse, mit dem ich viele Jahre viel Spass hatte. An der richtigen Elektronik nervt auch die Präsenzbetonung nicht mehr. Ganz wichtig dabei: keine Operationsverstärker im Signalweg (gilt übrigens für viele andere Breitbänder auch!).
Aber man strebt ja immer nach besserem. Irgendwann hab ich dann mal beim Herrn Kirchhoff vom deutschen Lowther-Vertrieb den Audiovector gehört und war völlig begeistert. 2100 DM für den PM4 und nochmal 1300 DM für den direktstrahlenden PM2 pro Seite war allerdings weit ausserhalb meines Budgets, also Projekt verschoben auf wenn ich groß bin.
Viele Jahre später stolper ich in einem Annoncenblatt auf der Suche nach einer Waschmaschine über den Einzeiler "Lowther PM4, reconed, Paar DM 1200,-". Hin, gekauft. Das 'reconed' stellte sich als Membrane von Philip Keller heraus, eine der edelsten Lowther-Derivate.
Danach sind die Dinger erstmal für einige Jahre im Schrank verschwunden, der PM6c lief ja super, also keine Eile. Dann hab ich zuerst die Mitteltonhörner gebaut, nach den Parametern des Audiovector- MHT-Horns.
Den kompletten Audiovector wollte ich nicht nachbauen, weil man dann noch den zusätzlichen PM2 Treiber braucht, ausserdem einen Subwoofer. Ein mega-aufwendiges Basshorn bauen, das dann noch einen Subwoofer braucht ist irgendwie ineffizient. Also hab ich den PM4 mit dem MT-Horn direktstrahlend verbaut, darunter ein nach gut dünken konstruiertes Basshorn mit 25er Visaton Bass.
Klang scheisse.
Das Basshorn war oberhalb 100 Hz stumm (try and error funktioniert halt bei nem Basshorn nicht), und der PM4 war trotz Horn im Mitteltonbereich viel zu dünn. Bert Doppenberg hatte es auf seiner Homepage auch beschrieben: Der PM4 geht direktstrahlend nur mit einem Riesenhorn, aber wer will schon zwei 80 cm Satschüsseln in der Wohnung haben? Per Weiche linearisieren hab ich mal versucht und ganz schnell wieder bleibenlassen. Der Reiz des Lautsprechers ist sofort dahin.
Da ich damals meinen Hörraum unterm Dach hatte hab ich die Teile einfach mal gegen die Dachschräge tönen lassen, das ging schon viel besser. Statt des Basshorns kam der Visaton in ein geschlossenes Gehäuse und wurde aktiv betrieben. Bingo.
Die Dachschrägen wurden durch verschiedenste Formen von Reflektoren ersetzt, erstmal aus Pappe oder Styropor. Als ideale Form erwies sich eine Parabel, die den Lautsprecher im Fokus hat. Macht auch Sinn: Die Mitten werden vertikal gebündelt und dadurch im Pegel angehoben, die Höhen sind eh stark gerichtet und bleiben unverändert, so passts.
Das Horn sitzt übrigens mit 1 cm Abstand vor dem Lowther, damit geht zwar die untere Grenzfrequenz nach oben, aber die Hornresonanz ist weg!
Mit dieser Kombination habe ich jahrelang gehört, man sieht die Box im Hintergrund auf einigen Bildern. Der Klang war hervorragend, allerdings kam der Bass mit der Dynamik des Lowther nie ganz mit. Ausserdem störte das Aktivkonzept, weil ich bald mal einen schönen Röhrenvollverstäker bauen wollte. Also Basshorn, 2. Versuch.
Zuerst ein kurzer Check mit einem Probegehäuse, obs nicht doch nur mit dem PM4 geht. Ging nicht, der Bass war viel zu leise im Vergleich zu den Mitten und Höhen. Die Hornparameter hatte ich dabei vom TP1 Gehäuse übernommen, das bekanntlich gut Bass macht. Aber da kommt ja auch kein PM4 rein.
Einige Abende rumprobieren mit Hornresp brachten dann die Lösung: 50 Hz Eckfrequenz mit über 100 dB Wirkungsgrad sind auch ohne Eckaufstellung möglich, 4 Ohm Treiber obligatorisch, das Ding wird groß, aber noch nicht monströs. Ich hab mich für zwei 25er Bässe entschieden, weil die besser unterzukriegen sind als ein 38er und weil 4 Ohm Lautsprecher mit den erforderlichen PA Parametern eher selten sind.
Monacor hat genau die passendenden Teile für überschaubares Geld im Programm. Aber gehört da nicht mindestens PHL rein? Ich weiss ehrlich gesagt nicht, was die besser machen können sollten.
Das Horn hab ich dann erstmal billig und schnell aus Spanplatten zusammengezimmert, um zu hören ob's funktioniert. Hat funktioniert.
Der von Hornresp schon prophezeite Dröhner bei 150 Hz war allerdings extrem störend und musste per Adsorber beseitigt werden.
Dann war das Ergebnis aber so überzeugend, dass ich mich entschieden hab, den Boxen ein schickes Design zu verpassen und in ganz Edel aufzubauen (siehe Bilder).
Das ganze Holz war letzten September fertig zugeschnitten, im Mai kamen die ersten Töne aus den Boxen. Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.
Zu den Frequenzweichen: Hier habe ich erfolgreich das try-and-error Prinzip angewendet. Der Mittelhochtonzweig war einfach: Der PM 4 sollte nur vor zu hoher Auslenkung bei brachialer Lautstärke bewahrt werden, also hat er nur einen Kondensator in Serie, bestehend aus 14 Stk. Wima MKP4, 400V, 2,2µF.
Der Bass war schon kniffliger. Dummerweise hatte sich durch die Neukonstruktion die Adsorberfrequenz etwas verschoben was ich zuerst nicht erkannt hab und per Filter und Dämpfung wegbügeln wollte. Irgendwann hab ich dann den Dremel eingeschaltet und den Adsorber nachgearbeitet bis er gepasst hat (dafür hab ich sogar mal einen Frequenzgenerator angeschlossen!). Danach war nur noch der Grundton etwas zu laut, also wird nur mit einer 4,7 µF Spule recht tief abgekoppelt, und dann der Grundtonpegel über einen Widerstand parallel zur Spule eingestellt. Irgendwo bei 500 Hz nimmt sich das Basshorn dann selbst aus dem Rennen, etwa da läuft auch das Mitteltonhorn los. Parallel zu den Tieftönern gibts noch einen 20 Ohm Widerstand um die Impedanzspitzen etwas zu mildern.
Insgesamt hab ich an den Boxen etwa ein Jahrzehnt rumgedoktert (mit Pausen wohlgemerkt). Hat sich aber gelohnt!
Viele Grüße,
Jochen
Hier noch ein paar Bilder vom Zusammenbau:
[IMG]file:///A:/web_800b_IMG_4480.jpg[/IMG][IMG]file:///A:/web_800b_IMG_4480.jpg[/IMG]![[Bild: web_800b_img_4475t6yy.jpg]](http://www.abload.de/img/web_800b_img_4475t6yy.jpg)
![[Bild: web_800b_img_4485kvjl.jpg]](http://www.abload.de/img/web_800b_img_4485kvjl.jpg)
...hier jetzt auch ein Fred zur Mammut.
Zunerst ein paar Zeilen zur Evolution:
Wie kommt man dazu, ein derart skurriles, aufwendiges und teures Ding zu bauen?
Lowther-Fan bin ich, seit ich vor ca. 25 Jahren zum ersten mal einen gehört habe. Die bekannten Nachteile (sweetspot, überpräsentes Klangbild) habe ich für die Wahnsinnsdynamik immer gerne in Kauf genommen.
Nach einem Eckhorn nach Stark mit einem Lowther C45 ("kleiner Schreihals") als Mitteltöner hatte ich einen PM6C im kleinsten Bicor-Gehäuse, mit dem ich viele Jahre viel Spass hatte. An der richtigen Elektronik nervt auch die Präsenzbetonung nicht mehr. Ganz wichtig dabei: keine Operationsverstärker im Signalweg (gilt übrigens für viele andere Breitbänder auch!).
Aber man strebt ja immer nach besserem. Irgendwann hab ich dann mal beim Herrn Kirchhoff vom deutschen Lowther-Vertrieb den Audiovector gehört und war völlig begeistert. 2100 DM für den PM4 und nochmal 1300 DM für den direktstrahlenden PM2 pro Seite war allerdings weit ausserhalb meines Budgets, also Projekt verschoben auf wenn ich groß bin.
Viele Jahre später stolper ich in einem Annoncenblatt auf der Suche nach einer Waschmaschine über den Einzeiler "Lowther PM4, reconed, Paar DM 1200,-". Hin, gekauft. Das 'reconed' stellte sich als Membrane von Philip Keller heraus, eine der edelsten Lowther-Derivate.
Danach sind die Dinger erstmal für einige Jahre im Schrank verschwunden, der PM6c lief ja super, also keine Eile. Dann hab ich zuerst die Mitteltonhörner gebaut, nach den Parametern des Audiovector- MHT-Horns.
Den kompletten Audiovector wollte ich nicht nachbauen, weil man dann noch den zusätzlichen PM2 Treiber braucht, ausserdem einen Subwoofer. Ein mega-aufwendiges Basshorn bauen, das dann noch einen Subwoofer braucht ist irgendwie ineffizient. Also hab ich den PM4 mit dem MT-Horn direktstrahlend verbaut, darunter ein nach gut dünken konstruiertes Basshorn mit 25er Visaton Bass.
Klang scheisse.
Das Basshorn war oberhalb 100 Hz stumm (try and error funktioniert halt bei nem Basshorn nicht), und der PM4 war trotz Horn im Mitteltonbereich viel zu dünn. Bert Doppenberg hatte es auf seiner Homepage auch beschrieben: Der PM4 geht direktstrahlend nur mit einem Riesenhorn, aber wer will schon zwei 80 cm Satschüsseln in der Wohnung haben? Per Weiche linearisieren hab ich mal versucht und ganz schnell wieder bleibenlassen. Der Reiz des Lautsprechers ist sofort dahin.
Da ich damals meinen Hörraum unterm Dach hatte hab ich die Teile einfach mal gegen die Dachschräge tönen lassen, das ging schon viel besser. Statt des Basshorns kam der Visaton in ein geschlossenes Gehäuse und wurde aktiv betrieben. Bingo.
Die Dachschrägen wurden durch verschiedenste Formen von Reflektoren ersetzt, erstmal aus Pappe oder Styropor. Als ideale Form erwies sich eine Parabel, die den Lautsprecher im Fokus hat. Macht auch Sinn: Die Mitten werden vertikal gebündelt und dadurch im Pegel angehoben, die Höhen sind eh stark gerichtet und bleiben unverändert, so passts.
Das Horn sitzt übrigens mit 1 cm Abstand vor dem Lowther, damit geht zwar die untere Grenzfrequenz nach oben, aber die Hornresonanz ist weg!
Mit dieser Kombination habe ich jahrelang gehört, man sieht die Box im Hintergrund auf einigen Bildern. Der Klang war hervorragend, allerdings kam der Bass mit der Dynamik des Lowther nie ganz mit. Ausserdem störte das Aktivkonzept, weil ich bald mal einen schönen Röhrenvollverstäker bauen wollte. Also Basshorn, 2. Versuch.
Zuerst ein kurzer Check mit einem Probegehäuse, obs nicht doch nur mit dem PM4 geht. Ging nicht, der Bass war viel zu leise im Vergleich zu den Mitten und Höhen. Die Hornparameter hatte ich dabei vom TP1 Gehäuse übernommen, das bekanntlich gut Bass macht. Aber da kommt ja auch kein PM4 rein.
Einige Abende rumprobieren mit Hornresp brachten dann die Lösung: 50 Hz Eckfrequenz mit über 100 dB Wirkungsgrad sind auch ohne Eckaufstellung möglich, 4 Ohm Treiber obligatorisch, das Ding wird groß, aber noch nicht monströs. Ich hab mich für zwei 25er Bässe entschieden, weil die besser unterzukriegen sind als ein 38er und weil 4 Ohm Lautsprecher mit den erforderlichen PA Parametern eher selten sind.
Monacor hat genau die passendenden Teile für überschaubares Geld im Programm. Aber gehört da nicht mindestens PHL rein? Ich weiss ehrlich gesagt nicht, was die besser machen können sollten.
Das Horn hab ich dann erstmal billig und schnell aus Spanplatten zusammengezimmert, um zu hören ob's funktioniert. Hat funktioniert.
Der von Hornresp schon prophezeite Dröhner bei 150 Hz war allerdings extrem störend und musste per Adsorber beseitigt werden.
Dann war das Ergebnis aber so überzeugend, dass ich mich entschieden hab, den Boxen ein schickes Design zu verpassen und in ganz Edel aufzubauen (siehe Bilder).
Das ganze Holz war letzten September fertig zugeschnitten, im Mai kamen die ersten Töne aus den Boxen. Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.
Zu den Frequenzweichen: Hier habe ich erfolgreich das try-and-error Prinzip angewendet. Der Mittelhochtonzweig war einfach: Der PM 4 sollte nur vor zu hoher Auslenkung bei brachialer Lautstärke bewahrt werden, also hat er nur einen Kondensator in Serie, bestehend aus 14 Stk. Wima MKP4, 400V, 2,2µF.
Der Bass war schon kniffliger. Dummerweise hatte sich durch die Neukonstruktion die Adsorberfrequenz etwas verschoben was ich zuerst nicht erkannt hab und per Filter und Dämpfung wegbügeln wollte. Irgendwann hab ich dann den Dremel eingeschaltet und den Adsorber nachgearbeitet bis er gepasst hat (dafür hab ich sogar mal einen Frequenzgenerator angeschlossen!). Danach war nur noch der Grundton etwas zu laut, also wird nur mit einer 4,7 µF Spule recht tief abgekoppelt, und dann der Grundtonpegel über einen Widerstand parallel zur Spule eingestellt. Irgendwo bei 500 Hz nimmt sich das Basshorn dann selbst aus dem Rennen, etwa da läuft auch das Mitteltonhorn los. Parallel zu den Tieftönern gibts noch einen 20 Ohm Widerstand um die Impedanzspitzen etwas zu mildern.
Insgesamt hab ich an den Boxen etwa ein Jahrzehnt rumgedoktert (mit Pausen wohlgemerkt). Hat sich aber gelohnt!
Viele Grüße,
Jochen
Hier noch ein paar Bilder vom Zusammenbau:
[IMG]file:///A:/web_800b_IMG_4480.jpg[/IMG][IMG]file:///A:/web_800b_IMG_4480.jpg[/IMG]
![[Bild: web_800b_img_4475t6yy.jpg]](http://www.abload.de/img/web_800b_img_4475t6yy.jpg)
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