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Multi-Point-Room EQ und Entzerrung von LS - wann sinnvoll? wie machen?,PEQ, DRC & Co
#1
Hi,

ich bin dabei mich zu versuchen etwas in das Thema Room EQ und Entzerrung von LS einzulesen. Wenn da jemand Tipps hat, freu' ich mich. Ich versuche eine Art Systematik zu finden, wann / wie / wo ein Room EQ sinnvoll ist und wann es auch sinnvoll ist bei höheren Frequenzen quasi den LS selbst zu entzerren?

Laut "alter" Literatur wird ja quasi immer folgende Vorgehensweise geraten:


  1. Aufstellung LS und Hörer optimieren
  2. Im Zusammenspiel mit 1. auch ggf. Optimierung der Raumakustik durch Absorber und Diffusoren
  3. Hoch aufgelöste Messungen (1/24 Oktav) im Bereich unter 250 Hz. EQing von Resonanzen (Peaks)
  4. Über 250 Hz soll man generell "nichts" über den EQ machen, da es eh' überall im Raum anders klingen würde
  5. _evtl._ bei deutlichen (breitbandigen) Abweichungen im Frequenzgang dann 1/3-Oktav-EQing
Ich denke, dass die Ratschläge in manchen Situationen heute erweitert werden können und man durchaus im Frequenzbereich über 250 Hz etwas machen "darf" oder dies positiv ist, nämlich wenn
  • ein eher kleiner Hörbereich relevant ist
  • wenn der Direktschall einen eher großen Anteil hat (z. B. kurze Hörabstände)
  • eine fein aufgelöstes EQing möglich ist (z. B. rechnerbasierte parametrische EQs, Convolution-Lösungen wie DRC und Konsorten
  • der LS ohne diese Entzerrung deutliche Abweichungen von der Zielkurve zeigt
  • und natürlich (das wird auch in den Empfehlungen von "früher" nicht ausgenommen) wenn ein LS konstruiert wird und die Entzerrung für schalltoten Raum gemacht wird.
Zwei Fragen, die mich umtreiben: Wann beginnt eine Entzerrung im Raum mehr als Raumanpassung, sondern auch "LS-Entwicklung" zu werden?


Die zweite Frage, die ich im Moment habe ist, ob man als Basis einer Gesamtband-Entzerrung immer mehrere Messungen als Basis nehmen sollte oder ob es auch Situationen gibt, in denen eine Messung "besser" ist. Das Open-Source-DRC z. B. ist "nur" für Entzerrung einer Einzelmessung gedacht, während bei Dirac ja explizit immer (ich meine 9?) Messungen als Basis genutzt werden.

Ich würde denken, dass vom Prinzip her immer mehrere Messungen "besser" sein sollten, _wenn_ diese intelligent im Raum gemacht sind und ebenso intelligent zusammen ausgewertet werden. Wenn man mit "mehr" Informationen eine schlechtere Korrektur bewirken würde, dann hätte man zumindest was falsch gemacht ;-)

Wie erfasst ihr den Hörbereich und berücksichtigt dies dann für eine Entzerrung?

Mein Gedanke:
  • Messungen mit REW an verschiedenen Stellen
  • "normalisieren der Frequenzgänge (auf einen Punkt wie 1000 Hz oder evtl. auf gleiche Fläche -- macht das mehr Sinn?) -- dabei evtl. Wichtung für besonders wichtige Hörplätze
  • automatische Berechnung Entzerrung und ggf. manuelle hörbasierte Feinjustage
Bei Acourate wird üblichweise auch nur eine Messung gemacht, oder? Warum das da ausreichend sein soll, habe ich nicht verstanden. Wenn da jemand etwas weiß... Smile

Hintergrund meiner Überlegungen ist aktuell die Nahfeldanwendung -- und unter anderem dabei, wie ich gehört / gesehen habe, die Notwendigkeit die Kammfiltereffekte etwas zu vermindern.
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#2
Zitat:Bei Acourate wird üblichweise auch nur eine Messung gemacht, oder? Warum das da ausreichend sein soll, habe ich nicht verstanden. Wenn da jemand etwas weiß...
Das hab ich zwar auch nie verstanden!

Aber: Ich hab hier mit Acourate auch nur an einem Punkt gemessen und das klappt hervorragend. Ich kann mich schon ein paar Meter wegbewegen und merke nichts von großartigen tonalen Verschlechterungen. Außer in der Nähe der Rückwand, da wird es bumsig. Wenn ich mich auf der Couch hin- und herbewege bleibt es tonal gleich. Die Bühne ist ganz seitlich (auf höhe eines Lautsprechers) etwas komisch, die Mitte verschiebt sich leicht.

Herr Brüggemann hat mir in einer Mail geschrieben, es hätte noch nie jemand das Bedürfnis gehabt an mehreren Punkten zu messen, nachdem ich gefragt hatte, ob es Sinn machen könnte, mehrere Messungen zu mitteln.
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#3
Ich finde die Idee, am mehreren Punkten Zu messen und dann Zu mitteln für den Bass spannend. Für die Bereiche darüber sollte es wegen der frequenzabhängigen Fensterung eigentlich völlig unnötig sein. Und auch im Bass ist es nur umso nötiger, je schlechter der Raum ist, würde ich behaupten.
Bei DRC kann man ja z.B. einstellen, wie stark man entzerren möchte. Das geht bezogen auf jeweils den Bass, die Mitten, die Höhen und für die Peaks und die Dips. Damit lässt sich schon eine Menge machen.

EDIT:
Zitat:Another interesting sample configuration is the one provided by the “erb.drc” file. This file provides an accurate approximation of the ERB psychoacoustic scale (see figure 8). It is important to notice that basicly the correction isn’t much stronger than the “minimal.drc” sample configuration, but being approximately tuned to our ear psychoacoustic resolution it is probably going to provide a good perceived correction accuracy with minimal listening position sensitivity, and so it is well suited for multiple listeners situations, like home theater applications.
http://drc-fir.sourceforge.net/doc/drc.html
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#4
Man muss dabei grundlegende Eigenschaften eines jeden Raumes betrachten. Oberhalb der Schröder-Frequenz ist die Schallverteilung sehr gleichmäßig, d. h. man hat keine sehr großen Unterschiede im Klang über einen weiten Raumbereich. Das kommt natürlich sehr auf den Lautsprecher an, und jeder Raum hat ein paar "Eigenheiten", aber im Großen und Ganzen passt das schon.

Da gilt ganz einfach die Regel: über den Sweet Spot funktioniert die Entzerrung - sofern man es RICHTIG macht. RICHTIG heißt in dem Fall eine moderate Auflösung. Letztlich macht dieses DRC-FIR auch nichts anderes als mit einer geringen Auflösung. Das wird bei denen natürlich durch eine überaus komplexe Beschreibung kaschiert, aber diese frequenzabhänigige Fensterung der Impulsantwort ist eigentlich nichts anderes (OK, die zeitliche Bewertung macht auch noch was her).

Kurz: die 1-Punkt-Messung reicht üblicherweise, eine Mehr-Punkt-Messung machts aber nicht schlechter, kann eventuell den Sweet-Spot leicht erweitern.

Unterhalb der Schröder-Frequenz ist die Sache komplizierter. Jeder kennt das bestimmt, man sitzt an seinem Hörplatz, erfreut sich eines tiefen kräftigen Basses, beugt sich nach vorne um das Bier zu greifen - Bass weg. Der Grund ist eine gegenseitige Auslöschung von Moden.

Da kann es einem natürlich passieren, dass man eine Überhöhung am Hörplatz entzerrt, und 30 cm weiter rechts ist da plötzlich gar nichts mehr. Was tun?

Also, gegen diese Auslöschung ist mit einfachen elektronischen Mitteln kein Kraut gewachsen. Da hilft nur Raumakustik oder ein anderes Basskonzept (SBA, DBA, Multisub). Wenn das nicht geht, dann lieber am Haupthörplatz entzerren und den Rest ignorieren. Was auch immer wieder gut geht, das Mikrofon in eine Raumecke zu verfrachten und da zu entzerren. Besonders Automatiken haben da die wenigsten Probleme.
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#5
Zitat: Da kann es einem natürlich passieren, dass man eine Überhöhung am Hörplatz entzerrt, und 30 cm weiter rechts ist da plötzlich gar nichts mehr. Was tun?

Also, gegen diese Auslöschung ist mit einfachen elektronischen Mitteln kein Kraut gewachsen. Da hilft nur Raumakustik oder ein anderes Basskonzept (SBA, DBA, Multisub). Wenn das nicht geht, dann lieber am Haupthörplatz entzerren und den Rest ignorieren. Was auch immer wieder gut geht, das Mikrofon in eine Raumecke zu verfrachten und da zu entzerren. Besonders Automatiken haben da die wenigsten Probleme.
Moin,

da gibt's im anderen Forum Versuche (erfolgreiche), einen Gegenbass in den Hauptsubwoofer zu integrieren. Das Signal wird invertiert, abgeschwächst, zeitverzögert ausgegeben, und kann auch Moden unterdrücken.
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