Yogibär schrieb:Im Übrigen finde ich die Dokumentation zur Aluminata 130/4KE wirklich gelungen und informativ. Lediglich beim D'Appolito wurde die Wahrheit ein wenig gebeugt.
Nein, da hat Herr Timmermanns furchtbaren Quatsch gemacht. Herr D'Appolito hat mit der symmetrischen Anordnung einen guten Ansatz gemacht. Damit so ein Konstrukt Früchte trägt, muß es aber drei Anforderungen gehorchen:
1) Die Geometrie. a) Möglichst wenig Abstand zwischen den Schwingkolben, damit das Ergebnis eine Punktschallquelle ist. b) Der Abstand zwischen den Tieftönern weist, auch abhängig von der Flankensteilheit der Trennfilter und der gewünschten Bündelung, auf eine sinnvolle Trennfrequenz von ungefähr 2/PiAbstandZwischenTieftönern. In der Aluminata liegt die Trennfrequenz viel zu hoch.
Zweitens sollen die Filter erster Ordnung sein. Nur so ist der Leistungsfrequenzgang gleichmäßig, der Übergang zwischen bündelndem Tieftonfeld und nicht bündelndem Hochtöner langsam genug.
Drittens soll der Hochtöner genauso stark wie ein einzelner Tieftöner bündeln, damit sich die Abstrahlung nicht oberhalb der Trennfrequenz wieder weitet. Das ist eigentlich selbstverständlich. Ein Trichter geht wegen der obigen Filterbedingung nicht, also bleiben nur ein großer Schwingkolben oder ein Feld aus mehreren kleinen Schwingkolben, ein Feld, das selbst symmetrisch aufgebaut und gefiltert sein kann.
Wenn man diese drei Voraussetzungen nicht erfüllen kann, soll man lieber nur zwei Treiber verwenden, der Hochtöner halb so groß wie der Tieftöner, in zweiter Ordnung getrennt. Oder Hoch- und Tieftöner gleich groß und in erster Ordnung so tief getrennt, daß die Abstrahlung noch nicht zu unsymmetrisch wird. Fünfzig Jahre nach Einführung des Mehrwegelautsprechers sollte es doch langsam mal richtig gemacht werden.
Die Aluminata entspricht einem Monstertruck, der zu nichts zu gebrauchen ist, außer sich in Schlammbergen zu überschlagen, aber witzig anzuschauen. "Noch einer, dessen Quatsch mir nicht gefährlich wird, so wie mir mein eigener Quatsch auch nicht gefährlich wird. Besser als Bomben legen..."
Die symmetrische Anordnung mit zwei Wegen und drei Treibern ist der einfachste Fall eines Quasi-Konstantabstrahlwinklers. Je mehr man diesen Grundaufbau mit zusätzlichen nach dem gleichen Prinzipe konstruierten Wegen erweitert, desto mehr Einfluß kann man auf das Abstrahlverhalten nehmen. Das wurde im englischsprachigen Raume schon vor fünfzig Jahren beschrieben. Ein Beispiel für eine moderne professionelle Implementierung sind aus JBLs CBT Serie die Modelle, die wie Einwege-Linienstrahler aussehen aber in Wirklichkeit symmetrisch verschachtelt mit Filtern erster Ordnung angesteuert werden. Das gute Impulsverhalten von Weichen erster Ordnung gibt es gratis.