Hallo Zusammen!
In diesem Thread möchte ich die Entstehung meiner neuen Lautsprecher dokumentieren. Hier wird ja ab und an kritisiert, dass es nix neues mehr zu lesen gibt. Zugegeben: Ich bin auch eher der stille Mitleser. ABER: Ich habe in diesem Forum unheimlich viel gelernt und habe hier immer sehr gerne gelesen. Ob mir der ein oder andere User dabei unangenehm auffällt und mir auf den Senkel geht? Natürlich. Selbstredend. Aber glücklicherweise passiert das im echten Leben ebenfalls... 😉
Also möchte ich hiermit den Werdegang meines Lautsprechers beschreiben. Viel Spaß beim lesen!
In den letzten Jahren war ich auf einigen DIY-Hifi-Veranstaltungen. Dabei habe ich viele Höreindrücke sammeln können. Mein Fokus lag bisher eigentlich auf Elektronik und Mechanik Projekten. Aber nach und nach reifte der Gedanke, mal ein eigenes Lautsprecher Projekt zu realisieren. Ich hatte vor einigen Jahren einen großen SB-Acoustics 2,5 Weger gebaut mit dem man durchaus gut Musik hören kann. Allerdings wollte ich mal was völlig neues probieren. Nach und nach haben sich dabei folgende Punkte als wichtig herauskristallisiert (Vorsicht: subjektive Eindrücke):
1. Membranfläche
>> große Pappen haben mich einfach immer wieder fasziniert. Souverän. Lässig.
2. Hornhochtöner
>> Ein Kompressionstreiber am Horn macht mich einfach an! Handgemachte Musik kommt damit einfach am besten…
3. Simple Weiche (2-Weger)
>> Da es sich um meine erste Eigenentwicklung handelt sollte es nicht zu kompliziert sein. Und ich finde passive Weichen irgendwie attraktiv.
Ich hatte Glücklicherweise einen tollen Mitstreiter an meiner Seite, der mir immer wieder unter die Arme gegriffen hat, und der mich bei der Entwicklung unterstützt hat. Ohne ihn, hätte ich mich wohl nie gewagt… Vielen Dank an dieser Stelle!
Projektziel war ein Constant Directivity Horn mit breiter Abstrahlung. Das ist am Markt gar nicht mal so leicht zu finden. Zuerst hatte man mir das JBL 2380 empfohlen. Allerdings sind gute 2“ Treiber ziemlich kostenintensiv und obenrum fällt so ein 2 Zöller meist ab…
Im Vorjahr hatte ich an einem Lautsprecher mit einem DIY 805 Multizellenhorn mitgearbeitet. Das war absolut großartig, benötigte aber einen dritten Weg als Super HT…
Irgendwie passte mir das nicht.
Als nächstes hatte ich als Horn das P-Audio PH-2735 im Auge. Das Ding ist schön groß, läd dementsprechend unten herum gut und ist sehr günstig zu bekommen, so um 30 – 40 € pro Stück. Ein weiterer – für mich wichtiger – Vorteil: Es ist relativ unbekannt.
https://paudiothailand.com/wp-content/up...H-2735.pdf
Hinzu kommt: gibt sehr gute 1“ Treiber am Markt, die sowohl tief genug, als auch hoch genug spielen können. Wie der Zufall es so will, wurden im Forum dann ein paar Faital HF108R veräußert und ich habe zugeschlagen. Damit war der Hochtöner gesetzt und ich konnte meine Suche auf 1“ Hörner eingrenzen.
Aus Neugier, habe ich dann ein eigenes Horn in meiner CAD Software konstruiert. Die Kontur ist angelehnt an das JBL 2380, allerdings mit einem 1“ Anschluss. Das habe ich dann bei meinem Lehrmeister zur Diskussion gestellt:
[ATTACH=CONFIG]71213[/ATTACH]
Nach einem längeren Telefonat bin ich dann auf die Kontur des JBL 2382A umgeschwenkt. Dieses Horn ist besser für das Hören im Nahfeld geeignet und strahlt noch breiter ab. Es standen aber noch einige Fragen im Raum bezüglich der Fertigung.
Ich habe also ein Teil Konstruiert, welches den 1“ Treiber aufnimmt und der auch als Schallführung / beginn des Diffraktionsschlitzes fungiert. Der erste Prototyp wurde gedruckt und auf einem Szenetreffen in Duisburg mit einigen Fachleuten besprochen:
[ATTACH=CONFIG]71214[/ATTACH]
[ATTACH=CONFIG]71215[/ATTACH]
Danach nahm die Sache fahrt auf und ich habe einige Zeit in der Werkstatt verbracht...
Um die Hornkontur mit meinen Maschinen zu fertigen, musste ich die Schallführung in drei Teilen aufbauen:
Das Horn ist aus dem Vollen gefräst und besteht aus 5 Schichten 24er BFU Platte:
Von vorn sieht man die eigentliche Hornkontur. Diese ist in 3 Schichten Plattenmaterial gefräst, ist also ca. 72 mm tief. Erst nimmt man Stufenweise das Material raus und danach wird die eigentliche Kontur geglättet. Rückseitig habe ich 6 x M6 Rampamuffen eingesetzt.
[ATTACH=CONFIG]71216[/ATTACH]
[ATTACH=CONFIG]71217[/ATTACH]
[ATTACH=CONFIG]71218[/ATTACH]
Mittig sitzt dann das Ende des Diffraktionsschlitzes in 2 Schichten BFU Platte. Diesen musste ich auf Umschlag fräsen, da sich der Schlitz in der Horizontalen Ebene verjüngt, während sich der Schlitz in der Vertikalen stetig aufweitet. Rückseitig sind dann entsprechend die 6 x Bohrungen zu finden, mit denen man die beiden Holzhälften miteinander verschrauben kann. Ich wollte mir die Möglichkeit offen halten ggf. Änderungen vorzunehmen ohne dass ich das komplette Horn neu bauen muss. Um den gedruckten Flansch zu befestigen habe ich hier weitere 4 x M6 Rampas eingesetzt.
Hinten sitzt dann das Druckteil. Dieses nimmt Ein-Zoll-Treiber mit 2- oder 3-Loch Befestigung auf. Auf den ersten 3 Zentimetern des Hornverlaufs wird der Runde Eingang erst mit einer Art "8" umgeformt um dann in ein quasi Rechteck überzugehen. Das habe ich mir von JBL abgeguckt. Wenn man von hinten in das Horn schaut sind da links und rechts quasi zwei Blasen / Kugeln im Hornverlauf... Die Schallführende Fläche ändert sich während der Umformung nicht.
Kann man leider schlecht fotografieren...
[ATTACH=CONFIG]71219[/ATTACH]
[ATTACH=CONFIG]71220[/ATTACH]
War ziemlich kniffelig das alles so hinzubekommen, deshalb hoffte ich natürlich, dass das Ding nachher auch funktioniert.
Ein paar Eckdaten:
Breite: 445 mm
Höhe: 280 mm
Tiefe: 230 mm
Gewicht: ca. 6 kg
[ATTACH=CONFIG]71221[/ATTACH]
Wir erinnern uns: Ziel ist eine breite Abstrahlung, bestenfalls CD, und die Möglichkeit tief anzukoppeln.
Um herauszufinden ob das Horn mit dem Treiber harmoniert habe ich meine Konstruktion zu meinem lieben Kollegen nach Bremen gesendet um zu erfahren ob sich die Mühe gelohnt hat. Einige Tage später habe ich dann einen Anruf erhalten. Im Anschluss daran folgende Bildchen:
[ATTACH=CONFIG]71222[/ATTACH]
[ATTACH=CONFIG]71223[/ATTACH]
Das kann sich doch sehen lassen.
Horizontale Abstrahlung: ca. 120°
Übertragungsbereich: ab ca. 1 kHz
Soweit erstmal. Ich hoffe es gefällt bis hierher! In den kommenden Tagen gibt´s dann ein Update.
Grüße,
Köter
In diesem Thread möchte ich die Entstehung meiner neuen Lautsprecher dokumentieren. Hier wird ja ab und an kritisiert, dass es nix neues mehr zu lesen gibt. Zugegeben: Ich bin auch eher der stille Mitleser. ABER: Ich habe in diesem Forum unheimlich viel gelernt und habe hier immer sehr gerne gelesen. Ob mir der ein oder andere User dabei unangenehm auffällt und mir auf den Senkel geht? Natürlich. Selbstredend. Aber glücklicherweise passiert das im echten Leben ebenfalls... 😉
Also möchte ich hiermit den Werdegang meines Lautsprechers beschreiben. Viel Spaß beim lesen!
In den letzten Jahren war ich auf einigen DIY-Hifi-Veranstaltungen. Dabei habe ich viele Höreindrücke sammeln können. Mein Fokus lag bisher eigentlich auf Elektronik und Mechanik Projekten. Aber nach und nach reifte der Gedanke, mal ein eigenes Lautsprecher Projekt zu realisieren. Ich hatte vor einigen Jahren einen großen SB-Acoustics 2,5 Weger gebaut mit dem man durchaus gut Musik hören kann. Allerdings wollte ich mal was völlig neues probieren. Nach und nach haben sich dabei folgende Punkte als wichtig herauskristallisiert (Vorsicht: subjektive Eindrücke):
1. Membranfläche
>> große Pappen haben mich einfach immer wieder fasziniert. Souverän. Lässig.
2. Hornhochtöner
>> Ein Kompressionstreiber am Horn macht mich einfach an! Handgemachte Musik kommt damit einfach am besten…
3. Simple Weiche (2-Weger)
>> Da es sich um meine erste Eigenentwicklung handelt sollte es nicht zu kompliziert sein. Und ich finde passive Weichen irgendwie attraktiv.
Ich hatte Glücklicherweise einen tollen Mitstreiter an meiner Seite, der mir immer wieder unter die Arme gegriffen hat, und der mich bei der Entwicklung unterstützt hat. Ohne ihn, hätte ich mich wohl nie gewagt… Vielen Dank an dieser Stelle!
Projektziel war ein Constant Directivity Horn mit breiter Abstrahlung. Das ist am Markt gar nicht mal so leicht zu finden. Zuerst hatte man mir das JBL 2380 empfohlen. Allerdings sind gute 2“ Treiber ziemlich kostenintensiv und obenrum fällt so ein 2 Zöller meist ab…
Im Vorjahr hatte ich an einem Lautsprecher mit einem DIY 805 Multizellenhorn mitgearbeitet. Das war absolut großartig, benötigte aber einen dritten Weg als Super HT…
Irgendwie passte mir das nicht.
Als nächstes hatte ich als Horn das P-Audio PH-2735 im Auge. Das Ding ist schön groß, läd dementsprechend unten herum gut und ist sehr günstig zu bekommen, so um 30 – 40 € pro Stück. Ein weiterer – für mich wichtiger – Vorteil: Es ist relativ unbekannt.
https://paudiothailand.com/wp-content/up...H-2735.pdf
Hinzu kommt: gibt sehr gute 1“ Treiber am Markt, die sowohl tief genug, als auch hoch genug spielen können. Wie der Zufall es so will, wurden im Forum dann ein paar Faital HF108R veräußert und ich habe zugeschlagen. Damit war der Hochtöner gesetzt und ich konnte meine Suche auf 1“ Hörner eingrenzen.
Aus Neugier, habe ich dann ein eigenes Horn in meiner CAD Software konstruiert. Die Kontur ist angelehnt an das JBL 2380, allerdings mit einem 1“ Anschluss. Das habe ich dann bei meinem Lehrmeister zur Diskussion gestellt:
[ATTACH=CONFIG]71213[/ATTACH]
Nach einem längeren Telefonat bin ich dann auf die Kontur des JBL 2382A umgeschwenkt. Dieses Horn ist besser für das Hören im Nahfeld geeignet und strahlt noch breiter ab. Es standen aber noch einige Fragen im Raum bezüglich der Fertigung.
Ich habe also ein Teil Konstruiert, welches den 1“ Treiber aufnimmt und der auch als Schallführung / beginn des Diffraktionsschlitzes fungiert. Der erste Prototyp wurde gedruckt und auf einem Szenetreffen in Duisburg mit einigen Fachleuten besprochen:
[ATTACH=CONFIG]71214[/ATTACH]
[ATTACH=CONFIG]71215[/ATTACH]
Danach nahm die Sache fahrt auf und ich habe einige Zeit in der Werkstatt verbracht...
Um die Hornkontur mit meinen Maschinen zu fertigen, musste ich die Schallführung in drei Teilen aufbauen:
Das Horn ist aus dem Vollen gefräst und besteht aus 5 Schichten 24er BFU Platte:
Von vorn sieht man die eigentliche Hornkontur. Diese ist in 3 Schichten Plattenmaterial gefräst, ist also ca. 72 mm tief. Erst nimmt man Stufenweise das Material raus und danach wird die eigentliche Kontur geglättet. Rückseitig habe ich 6 x M6 Rampamuffen eingesetzt.
[ATTACH=CONFIG]71216[/ATTACH]
[ATTACH=CONFIG]71217[/ATTACH]
[ATTACH=CONFIG]71218[/ATTACH]
Mittig sitzt dann das Ende des Diffraktionsschlitzes in 2 Schichten BFU Platte. Diesen musste ich auf Umschlag fräsen, da sich der Schlitz in der Horizontalen Ebene verjüngt, während sich der Schlitz in der Vertikalen stetig aufweitet. Rückseitig sind dann entsprechend die 6 x Bohrungen zu finden, mit denen man die beiden Holzhälften miteinander verschrauben kann. Ich wollte mir die Möglichkeit offen halten ggf. Änderungen vorzunehmen ohne dass ich das komplette Horn neu bauen muss. Um den gedruckten Flansch zu befestigen habe ich hier weitere 4 x M6 Rampas eingesetzt.
Hinten sitzt dann das Druckteil. Dieses nimmt Ein-Zoll-Treiber mit 2- oder 3-Loch Befestigung auf. Auf den ersten 3 Zentimetern des Hornverlaufs wird der Runde Eingang erst mit einer Art "8" umgeformt um dann in ein quasi Rechteck überzugehen. Das habe ich mir von JBL abgeguckt. Wenn man von hinten in das Horn schaut sind da links und rechts quasi zwei Blasen / Kugeln im Hornverlauf... Die Schallführende Fläche ändert sich während der Umformung nicht.
Kann man leider schlecht fotografieren...
[ATTACH=CONFIG]71219[/ATTACH]
[ATTACH=CONFIG]71220[/ATTACH]
War ziemlich kniffelig das alles so hinzubekommen, deshalb hoffte ich natürlich, dass das Ding nachher auch funktioniert.
Ein paar Eckdaten:
Breite: 445 mm
Höhe: 280 mm
Tiefe: 230 mm
Gewicht: ca. 6 kg
[ATTACH=CONFIG]71221[/ATTACH]
Wir erinnern uns: Ziel ist eine breite Abstrahlung, bestenfalls CD, und die Möglichkeit tief anzukoppeln.
Um herauszufinden ob das Horn mit dem Treiber harmoniert habe ich meine Konstruktion zu meinem lieben Kollegen nach Bremen gesendet um zu erfahren ob sich die Mühe gelohnt hat. Einige Tage später habe ich dann einen Anruf erhalten. Im Anschluss daran folgende Bildchen:
[ATTACH=CONFIG]71222[/ATTACH]
[ATTACH=CONFIG]71223[/ATTACH]
Das kann sich doch sehen lassen.
Horizontale Abstrahlung: ca. 120°
Übertragungsbereich: ab ca. 1 kHz
Soweit erstmal. Ich hoffe es gefällt bis hierher! In den kommenden Tagen gibt´s dann ein Update.
Grüße,
Köter


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